Durch verfügbare Therapien hat die Bedeutung einer frühzeitigen Diagnose der 5q-Spinalen Muskelatrophie (5q-SMA) zugenommen. Aufgrund der hohen Homologien innerhalb des SMN1/SMN2-Lokus ist die Sequenzanalyse zur Identifizierung von SNVs des SMN1-Gens mit Standard-Sanger- oder Short-Read-Next-Generation-Sequencing-Methoden unzuverlässig. Bisher basiert die Diagnostik auf der Multiplex-Ligations-Sonden-Amplifikation (MLPA). Dieser gezielte Ansatz setzt jedoch voraus, dass die Krankheit ausdrücklich als Verdachtsdiagnose erkannnt wird.
In der aktuellen Publikation „Closing the Gap - Detection of 5q-Spinal Muscular Atrophy by short-read next-generation sequencing and unexpected results in a diagnostic patient cohort“ von Kleinle et al. wird ein NGS-basierter Workflow zur Detektion von SMA-Varianten vorgestellt, mit der sowohl homozygote Deletionen als auch heterozygote oder homozygote SNVs im SMN-Lokus nachgewiesen werden können. Dies bietet einerseits den Vorteil, dass Patienten mit einem atypischen klinischen Erscheinungsbild, bei denen zunächst kein Verdacht auf SMA besteht, in der Routine Panel- bzw. Exomdiagnostik erkannt werden. Außerdem können auch Patienten mit zwei heterozygoten pathogenen SNVs diagnostiziert werden, die mit der bisherigen Methodik nicht erfasst werden konnten. Einschränkungen der Methode liegen in der Detektion von gesunden SMN1-Deletionsträgern und der Verifizierung von SMN2-Kopien, die für eine rechtzeitige SMA-Therapie essentiell ist und die noch eine zusätzliche Analyse mittels konventioneller MLPA erfordert. Wichtig ist zu wissen, dass ein negatives Neugeborenenscreening auf 5q-SMA die Diagnose nicht ausschließt.
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