Bei der Bestimmung des Polygenic Risk Scores (PRS) werden definierte SNPs analysiert und ausgewertet. Die Qualität eines PRS wird als AUC (englisch: area under the curve) angegeben. Die AUC gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit der für Brustkrebspatientinnen ein höheres Risiko errechnet wird als für Gesunde. Werte von 0,5 bedeuten, dass der PRS für beide Gruppen das gleiche Risiko vorhersagt (keine Diskriminierung). Werte von 1,0 bedeuten, dass der PRS nur bei Brustkrebspatientinnen eine Risikoerhöhung errechnet.
Es gibt unterschiedliche PRS, die sich in der Anzahl der SNPs unterscheiden
- Mavaddat 307 SNPs, AUC 0,66
- Allelica 577113 SNPs, AUC 0,67
Neben monogenetischen Faktoren leistet der PRS einen Beitrag, erklärt aber nicht das ganze verbliebene Risiko. Genetische Veränderungen in BRCA1 oder BRCA2 erklären ca. 25 % des familiären Risikos (3), weitere 18 % werden durch den PRS mit den hier angegebenen AUCs definiert (4).
Weitere Risikofaktoren sind die Gewebedichte, hormonelle Faktoren und einiges andere mehr. Die wichtigsten Faktoren werden in dem Risikokalkulator BOADICEA zusammengeführt. Folgende Parameter werden hier berücksichtigt:
- Familienanamnese, Alter bei Brustkrebserkrankung
- Pathogene Veränderungen in BRCA1, BRCA2 und anderen Genen
- Werte des PRS (z-Score)
- Histologische Befunde
NGS-basierte molekulargenetische Brustkrebsdiagnostik am MGZ
Mit den aktuellen Änderungen im EBM (Einheitlichen Bewertungsmaßstab für gesetzlich versicherte Patient/innen) sind wir bei der Abklärung einer erblichen Brust- und Eierstockkrebserkrankung mittels Next Generation Sequencing (NGS) nicht mehr wie bisher auf die Analyse von 5 Genen beschränkt. Alle Anforderungen zur Abklärung erblicher Tumorerkrankungen erfolgen über ein Gen-Panel, das 124 Gene, für die eine Assoziation zu erblichen Tumorerkrankungen beschrieben ist, beinhaltet. In der Analyse und für den Befund werden die in der Analyse angeforderten Gene ausgewertet. Sollte sich in einem anderen Gen eine Veränderung finden, die mit einem erhöhten Tumorrisiko assoziiert ist, wird dieser Befund mitgeteilt, wenn der Patient/die Patientin in der Einverständniserklärung erklärt hat, dass er/sie über Nebenbefunde informiert werden will.
Qualität der NGS-Analyse im MGZ
- NGS-Analyse von 124 Tumorgenen aus Blut oder Tumor, Auswertung je nach Fragestellung
- Vollständige Erfassung von Deletionen und Duplikationen für alle Gene
- Zur korrekten Risikoerfassung bei Frauen mit Brustkrebs zusätzliche Analyse und Auswertung des PRS
- In speziellen Fällen weiterführende Analyse hinsichtlich seltener Mutationsmechanismen durch RNA-basierte Expressionsanalyse
- Reevaluierung unklarer Sequenzvarianten in regelmäßigen Abständen