Genetik
Das LQTS ist gekennzeichnet durch eine Verlängerung des QT-Intervalls (frequenzkorrigierte QT-Zeit (QTc) nach der Formel von Bazett = QT-Zeit/√RR-Abstand) mit einer Neigung zu Herzrhythmusstörungen insbesondere vom Typ der „Torsade de Pointes“ (Spitzenumkehrtachykardien) und einer gestörten Repolarisation, sichtbar durch eine veränderte Morphologie der T-Welle. Charakteristisch ist das Auftreten von Tachykardien während eines erhöhten sympathischen Antriebs (z.B. körperliche oder emotionale Belastung oder laute plötzliche Geräusche). Oft gehen Synkopen Übelkeit und/oder Schwindel voraus. Die klinische Manifestation erfolgt bevorzugt in der Kindheit oder im jungen Erwachsenenalter, manche Anlageträger bleiben symptomfrei.
Die Wahrscheinlichkeit für ein angeborenes LQTS wird mit Hilfe des Schwartz-Score* ermittelt. Eine sekundäre Ursache für eine QT-Verlängerung (Medikamente, Elektrolytstörungen) sollte stets ausgeschlossen werden (erworbenes LQTS). In 20-25% der LQT-Fälle ist das QTc-Intervall normal, so dass die Diagnose Long-QT-Syndrom nur mittels molekulargenetischer Diagnostik gestellt werden kann.
Schwartz-Score
Berechnung der Wahrscheinlichkeit für ein Long QT- Syndrom:
1,5≤ : gering, 1,5 – 3 : mittel, ≥ 3 : sehr hoch
EKG-Veränderungen
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Eigenanamnese
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QTc ≥ 480
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3
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Synkope, stressinduziert
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2
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QTc 460 - 479
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2
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Synkope, andere Ursache
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1
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QTc 450 - 459 (Männer)
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1
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Innenohrschwerhörig. Kong.
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0,5
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QTc ≥ 480 nach Belastung
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1
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Torsade de Pointes
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2
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Familienanamnese
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T - Wellen – Alternans
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1
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LQTS bei Familienmitglied
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1
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T - Wellen - Kerbungen
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1
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Unerklärter plötzlicher Herztod < 30JJ
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0,5
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Niedrige Herzfrequenz
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0,5
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*Schwartz PJ, Moss AJ, Vincent GM, Crampton RS. Diagnostic criteria for the long QT syndrome: an update. Circulation. 1993;88:782–784.
In ca. 75 % der klinisch gesicherten Fälle finden sich Sequenzvarianten in Genen die für repolarisierende Kalium-Kanäle (KCNQ1, KCNH2, KCNE1, KCNE2) sowie einen Natrium-Kanal (SCN5A) kodieren. Für einzelne, genetische kardiothorakalen sympthomatischen Denervation (LCSD Untertypen sind phänotypische Unterschiede in der Störung der Repolarisation beschrieben (Dauer des QTc-Intervalls, T-Wellen-Morphologie), die mit Genotyp-spezifischen Triggern für kardiale Ereignisse einhergeht. Zu den am häufigsten betroffenen Genen gehören KCNQ1 (LQTS Typ 1), KCNH2 (LQTS Typ 2) und SCN5A (LQTS Typ 3).
Die charakteristische EKG-Veränderung für das LQTS1 ist eine breitbasige T-Welle mit relativ hoher Amplitude. Trigger des LQTS1 sind bevorzugt emotionaler, physischer Stress und Wassersport. In Abhängigkeit vom Erbgang lässt sich das LQTS1 untergliedern in das Jervell-Lange-Nielsen-Syndrom mit Innenohrschwerhörigkeit (autosomal rezessive Vererbung) und das Romano-Ward-Syndrom ohne Innenohrbeteiligung (autosomal-dominante Vererbung). Das LQTS2 ist durch eine Kerbung der T- Welle gekennzeichnet. Trigger des LQTS2 sind vor allem emotionaler, physischer Stress und plötzliche laute Geräusche. Das LQTS3 zeigt ein relativ langes isoelektrisches ST-Segment. Die T-Welle weist eine schmale Basis und eine relativ niedrige Amplitude auf. Ausgelöst wird das LQTS3 überwiegend in Ruhe oder im Schlaf.
LQTS-Typ1 LQTS-Typ2 LQTS-Typ3
Elektrographische Unterschiede der LQTS-Unterformen Typ1, Typ2 und Ty3.
Literatur:
Schulze-Bahr E, Klaassen S, Abdul-Khaliq H. Gendiagnostik bei kardiovaskulären Erkrankungen – Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie (DGPK). Kardiologe 2015;9:213–243.